Reden ist Gold

Ein Trainingsprogramm zum "Reden im Studium" aus dem Cornelsen Verlag

Von Julia SchöllRSS-Newsfeed neuer Artikel von Julia Schöll

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Dass Reden im Studium eine Schlüsselqualifikation darstellt, ist eine Binsenweisheit. Wie wenig das Talent zum intelligenten und kurzweiligen Reden an der Uni jedoch gefördert wird, wird einem spätestens dann klar, wenn man in Seminaren öden Referaten oder den Monologen rhetorisch ungebildeter Dozenten lauschen muss.

Marita Pabst-Weinschenks "Trainingsprogramm" zur Redekunst stellt hier Abhilfe in Aussicht. Würden die "grundlegenden Redefähigkeiten nicht während der Studienzeit erworben, müssen sie später im Berufsleben nachgeholt werden", so die Autorin in der Neuauflage ihres Buches. Neben besseren Studienleistungen verspricht sie also auch einen Startvorteil für den Job, wenn man seine rhetorischen Fähigkeiten schult. Wo aber ansetzen?

Am Anfang steht bei Papst-Weinschenk die These, dass Reden lern- und lehrbar sei. Gute Referate oder konstruktive Diskussionsbeiträge im Seminar seien eine Frage der Übung. Und die verschaffe man sich in ihrem Buch nicht nur mit dem Erwerb theoretischen Wissens, sondern auch mit konkretem Training. Zunächst sei eine Bestandsaufnahme der persönlichen Fähigkeiten, des rhetorischen Ist-Zustands nötig, um die eigenen Redeschwächen genauer kennenzulernen und sich ein Lernziel zu setzen. Je nach Interesse kann man sich dann einzelne Kapitel des Buches herausgreifen, auch wenn die Autorin dazu rät, das Programm komplett und chronologisch zu absolvieren. Ein Großteil der vorgeschlagenen praktischen Übungen besteht darin, die Aufmerksamkeit auf verschiedene Aspekte der Rhetorik zu lenken, auf den Atem etwa, die Sprechgeschwindigkeit oder die Prägnanz der inhaltlichen Aussagen. Die Lernergebnisse sollten mit Hilfe des Lösungsteils und anhand von Kassetten- und Videoaufnahmen überprüft werden.

Dass die Autorin als Sprecherzieherin eine Frau der Praxis ist, wird vor allem dann deutlich, wenn sie grundlegende Theorien der Kommunikation darstellt: eine halbe Seite Karl Bühler, eine halbe Seite Ruth Cohn - damit ist wohl niemandem wirklich geholfen. Verkürzte Darstellungen und zu wenig erläuterte Schemata verwirren den Leser eher als dass sie ihm Klarheit verschaffen. Sinnvoller wäre es dann gewesen, sich auf die Praxis zu konzentrieren und die Theorie auf Literaturangaben zu beschränken.

Das Trainingsprogramm zum besseren Reden im Studium stellt für Rede-Anfänger einen sinnvollen Ausgangspunkt dar. Studierende der ersten Semester können hier lernen, ein Referat zu strukturieren, ihren Wortschatz zu erweitern oder den Einbau von Fremdwörtern in ihre Rede sinnvoll zu gestalten. Sie lernen verschiedene Redestile und rhetorische Figuren kennen. Papst-Weinschenk geht davon aus, dass Redeangst abnehme je intensiver die rhetorischen Fähigkeiten geschult würden. Gegen akutes Lampenfieber schlägt sie Atem- und Entspannungsübungen vor. Darüber hinaus gibt sie Tipps zum Ablauf von Sachgesprächen, zur Diskussionsleitung und zur Gesprächssituation in Prüfungen. Einem fortgeschrittenen und geübten Redner hat das Buch allerdings keine Neuigkeiten zu bieten.  

Titelbild

Marita Pabst-Weinschenk: Reden im Studium.
Cornelsen Verlag, Frankfurt 1995.
174 Seiten,
ISBN-10: 3589210680

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