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Auf Reisen

Topografische Spurensuche im Werk Hubert Fichtes

Von Christoph Schmitt-Maaß

Hubert Fichtes Horizont umfasst die Hamburger Subkultur ebenso wie die französische Landwirtschaft, den afroamerikanischen Synkretismus ebenso wie afrikanische Psychoanalyse. Fremden Orten und Kulturen hat Fichte sein Leben gewidmet. Der Vielzahl der Kulturen korrespondiert eine Vielzahl von Erfahrungen, die Fichte in seinen Büchern zu verschriftlichen suchte: keine Reisebeschreibungen, sondern poetische Notate, die die Fremde erfahrbar machen, ohne sie zu verklären. Das hat Fichte den Ruf eingebracht, ein schwieriger, da komplex schreibender Autor zu sein.
In die vielgestaltige Welt des Hubert Fichte lädt nun Peter Braun ein: sein ansprechend geschrieben "Reise durch das Werk Hubert Fichtes" folgt einer Grundidee, die so einfach und dabei so überzeugend ist, dass man sich wundern muss, Ähnliches bislang nicht gelesen zu haben. Anhand der geografischen Stationen zeigt Braun die verschiedenen und wiederholten topografischen Annäherung Fichtes an Afrika und (Süd)amerika, aber auch an Europa auf.
Brauns Kunstfertigkeit im Spurenlesen besteht in der gedrängten Darstellungsweise, die stets den Überblick bewahrt und die zeitlich auseinander liegenden Forschungsreisen zu einem Ort zusammenstellt, ohne auf aktuelle Forschungsliteratur zu verzichten. Statt Fußnotenklauberei präsentiert Braun im Anhang einen Überblick über die verwendeten Werke und animiert zum Weiterlesen. Vorzüglich geschrieben, eignet sich das Buch als Einführung in die komplexe Welt des Ethnopoeten Fichte, es lädt aber auch zu Neuentdeckungen ein und eröffnet selbst dem erfahrenen Fichte-Forscher einen gewinnbringenden Überblick. Vor allem aber animiert Braun zum (Wieder)Lesen der Fichte Texte, die seit diesem Jahr erstmals komplett bei S. Fischer vorliegen.

Peter Braun: Eine Reise durch das Werk von Hubert Fichte. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2005. 318 Seiten, 9,95 EUR. ISBN-10: 3596168686 Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch