Zu dieser Ausgabe

"Tod den Faschisten / Tod dem Tod", schreibt Bertolt Brecht. Am 14. August jährt sich nun sein eigenes Sterben zum 50. Mal - und ähnlich wie der große Todesverächter Elias Canetti hat Brecht ein Werk hinterlassen, das dieses unausweichliche Faktum des Lebens zum Ausgang und zur Inspiration beachtlicher literarischer Produktion nahm. Die genauen Gründe dafür sind Gegenstand verschiedener Deutungen.

"Viva la muerte" lautete das Diktum des faschistischen Franco-Generals Millán Astray. Es wurde zum Schlachtruf der faschistischen Truppen im Spanischen Bürgerkrieg und kam mit den Verbrechen der nationalsozialistischen "Totenkopf"-Verbände zur vernichtenden 'weltanschaulichen' Kulmination: "Es lebe der Tod!"

Doch steckte vielleicht auch noch mehr hinter Brechts Kritik an dieser faschistischen Todesliebe? War Brechts eigene, in vielen (Selbst-)Zeugnissen angedeutete "Herzneurose" Ausdruck einer krankhaften Todesangst, die in seinem Werk einen ästhetischen Widerhall fand? Oder ist dies bloße Küchenpsychologie, ja der problematische Biografismus gegenübertragender Germanisten, die den toten Autor anhand seiner Texte kurzer Hand 'auf die Couch legen', um seine kritische Zeitgenossenschaft zu verharmlosen?

Die aktuelle Ausgabe von literaturkritik.de geht diesen Fragen in verschiedenen, kontrovers argumentierenden Essays nach. Unser Beitrag zum Brecht-Jubiläum wartet dazu wie immer mit vielen, im Laufe des Monats auch noch weiter zu ergänzenden Rezensionen zu neuen Brecht-Publikationen auf.

Viel Erkenntnisgewinn beim Lesen in der trotz urlaubsbedingten Ausfällen wieder einmal rechtzeitig fertig gewordenen Ausgabe wünscht:

Ihr

Jan Süselbeck