Mögen deine Hände niemals schmerzen

Bruni Prasskes Reisebericht aus dem Iran

Von Monika PapenfußRSS-Newsfeed neuer Artikel von Monika Papenfuß

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Eine junge, durch blondes Haar und helle Haut sofort als Ausländerin erkennbare deutsche Frau tritt ihre Reise in den Iran an. Ausgestattet ist sie mit einem blauen Adressbüchlein, das die Namen zahlreicher Verwandter ihrer im deutschen Exil lebenden Freunde birgt. Sie will den Iran abseits der ausgetretenen touristischen Wege erkunden, ohne den Schutz einer Reisegruppe, noch dazu als Frau. Ein ungewöhnliches, ein mutiges Unternehmen, das Neugier weckt. Was für Erfahrungen wird sie machen in dieser uns so fremden, mit tausend Vorurteilen behafteten islamischen Welt?

Bruni Prasske taucht ein in diese Welt, fügt sich in ihre Regeln, lebt in Familien und in kleinen, von Ausländern nur selten frequentierten Hotels, bereist das Land kreuz und quer per Bus und Taxi, verständigt sich mit notdürftigen persischen Sprachkenntnissen und gewinnt dadurch die Chance, Land und Menschen von innen heraus kennenzulernen. Was sie erlebt auf ihrem aufregenden Trip durch den Iran, beschreibt sie in ihrem ungewöhnlichen Reisebericht "Mögen deine Hände niemals schmerzen".

Hier offenbart sich ein Iran, wie man ihn nicht vermutet. Eine bunte Welt tut sich auf, strotzend vor Lebensfreude: quirlige Basare, Teehäuser, faszinierende Kunstwerke, Landschaften von atemberaubender Schönheit. Bruni Prasske gelingt es, die kontrastreichen Teile der iranischen Gesellschaft und des orientalischen Lebens zu einem lebendigen, anschaulichen Bild zusammenzufügen. Sie verkehrt in vornehmen Teheraner Familien ebenso wie in einfachen Behausungen eines Dorfes oder in Nomadenzelten, sie lässt sich in die Bedeutung des Teppichknüpfens einführen und registriert die afghanischen Gastarbeiter, mit denen kein Iraner sprechen würde. Immer wieder lenkt sie den Blick auf das eigentlich Faszinierende dieser fremden Kultur, die Menschen: Ihre für Europäer unvorstellbare Gastfreundschaft, die vielen Rituale der gegenseitigen Ehrerbietung und Achtung, die unvermutete Toleranz und das Interesse am Anderen, ihr Zusammenleben, die Gemeinschaft symbolisierenden Zeremonien der Essenszubereitung und der Mahle, die Einstellung der Bevölkerung zu Leben und Religion, die sich in keinster Weise mit den staatlich verordneten Ansprüchen des islamischen Gottesstaates decken. Prasskes einfühlsamer und wacher Blick lässt Einblicke in das Leben im Iran gewinnen, die einem normalen Touristen verborgen bleiben. Der Leser wird mitgerissen von der Begeisterung über dieses Land, aber auch von der Trauer über die Zerrissenheit der Menschen, die überall an die Grenzen ihrer Freiheit stoßen, die das Leben in diesem aufregenden und schönen Land unerträglich machen können. Die Eindrücke, die man bei der Lektüre gewinnt, lassen über die eine oder andere sprachliche Holprigkeit hinweglesen.

Titelbild

Bruni Prasske: Mögen deine Hände niemals schmerzen. Iran. Eine verbotene Liebe.
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2000.
334 Seiten, 20,40 EUR.
ISBN-10: 3455082750

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