H. G. Adler, Elias Canetti und Franz Baermann Steiner

Drei Vertriebene denken im Londoner Exil verschieden über den Menschen nach – Zu dem von Jeremy Adler und Gesa Dane herausgegebenen Band „Literatur und Anthropologie“

Von Herbert JaumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Herbert Jaumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ein nicht mehr ganz junger Poet und Gelehrter aus London lässt im Frühjahr 1942 seinen Aktenkoffer mit anderem Gepäck in der Eisenbahn nach Oxford liegen. Darin sind die Exzerpte und Arbeitsnotizen aus vielen Jahren, die Manuskripte auch für das große Werk, das schon bald fertig sein soll, und der Koffer mit allen Papieren wird nie mehr gefunden – der Albtraum eines jeden ‚geistigen Arbeiters’ (an dessen Stelle heute vielleicht der Totalschaden am häuslichen PC getreten ist, dessen Dateien man nicht extern gespeichert hat).

Passiert ist das einem deutschen Emigranten, der 1936 als post-graduate aus Prag zum Studium der Ethnologie (bei Bronisław Malinowski) nach London gekommen und zwei Jahre später ganz dorthin gezogen war, nach der Okkupation seiner Heimat durch Hitler im folgenden Jahr 1939 nicht mehr zurück konnte und dadurch, eigentlich ungewollt (und zum Glück für ihn), zum Emigranten geworden war. Sein Name ist Franz Baermann Steiner (1909-1952), der in Oxford am Institut für Sozialanthropologie des Magdalen-College, wo um diese Zeit noch Alfred Radcliffe-Brown gelehrt hat, an einer kulturvergleichenden Studie über die Soziologie der Sklaverei, A comparative study of the forms of slavery, arbeitete. Die eigentliche Tragödie, die Deportation und Ermordung seiner Eltern in Treblinka, von der er im gleichen Jahr erfährt, in dem er seine Arbeitsunterlagen für die Dissertation verloren hat, zerstört seine Gesundheit, und er findet einen frühen Tod im Jahre 1952 mit dreiundvierzig Jahren. Von dem ursprünglichen ehrgeizigen Projekt seiner Dissertation konnte er in den folgenden Jahren nur noch eine reduzierte Version wiederherstellen und zu Ende bringen, mit der er 1949 in Oxford promoviert wurde – zum zweiten Mal. Einen ersten Doktortitel hatte er bereits 1935 in Prag mit einer linguistischen Arbeit über das Arabische erworben, ehe er im gleichen Jahr in Wien sein Zweitstudium der Ethnologie aufnahm, das er dann in Oxford trotz allem erfolgreich abschloss.

Es ist seltsam, dass der von Jeremy Adler und Gesa Dane herausgegebene Band Literatur und Anthropologie, der auf mehr als 300 Seiten die Vorträge einer Tagung an der Freien Universität Berlin vom Frühjahr 2013 versammelt, diese in mehrfacher Hinsicht nicht ganz unbedeutende Episode an keiner Stelle nennt, obgleich er doch die mehr oder weniger freundschaftliche Beziehung der drei Emigranten Baermann Steiner, Elias Canetti und H. G. Adler (in der Reihenfolge ihrer Ankunft aus Prag bzw. Wien in der Londoner Emigration) und ihr literarisches wie sozialwissenschaftliches Werk zum Thema hat. Es handelt sich auch um keine bloße, etwa übertreibende und deshalb vernachlässigbare Anekdote, wie wir aus einem späteren selbstironischen Brief Steiners von 1947 an seinen Wiener Freund Paul Bruell wissen:

Auch war ich ein großer Gelehrter vor dem Herrn, jahrelang sammelte ich Material für eine hochinteressante, neuartige Arbeit über die Soziologie der Sklaverei mit verschiedenen besonderen Berücksichtigungen. […]  Das unerfreuliche Thema habe ich gewählt, weil es auch ein Opfer sein sollte; Sie wissen ja, wie man manchmal ist. So wurde die Arbeit so umfangreich, daß sie fast einen ganzen Koffer füllte. Und der Koffer war so schwer, daß der Herr, der ihn aus dem bewachten Gepäckwagen stahl, wohl glauben mußte, er sei voller Juwelen, oder zumindest Ölsardinen.[1]

Dass man das Biographische aus dem Vordergrund verdrängen wollte, könnte ein Grund dafür sein, dass keiner der Autoren auf diese Geschichte eingeht, und in der Tat scheint man sich in diesem Band von der bisherigen Forschung dadurch abheben zu wollen, dass man sich auf die literarische Produktion der drei Autoren sowie deren wissenschaftliche Beiträge zur ‚Anthropologie’ und drittens auf die Beziehungen zwischen beiden Feldern konzentriert.

Auf die Romane und Erzählungen, aber auch die lyrische Produktion H. G. Adlers (1910-1988) sowie das umfangreiche lyrische Werk Baermann Steiners, die größtenteils noch zu entdecken sind, konzentrieren sich sieben der vierzehn Beiträge, wenn man die gut orientierende Einleitung der Mitherausgeberin Gesa Dane (Berlin FU) hinzu nimmt. Katrin Kohl (Oxford) schreibt über das Verhältnis der beiden exilierten Autoren zur elegischen Tradition der Lyrik, Ruth Vogel-Klein (Paris) über die Bilder der Shoah in ihren Gedichten und Barbara Hahn (Nashville) behandelt Adlers Erlebnisse auf seiner Odyssee von Theresienstadt über Auschwitz in ein Außenlager von Buchenwald zwischen Februar 1942 und April 1945 in seinen Romanen Panorama, Eine Reise und Die unsichtbare Wand. Vor allem auf die beiden zuletzt genannten, relativ bekannteren Bücher Adlers geht auch Hans Dieter Zimmermann (Berlin TU) in seinem Beitrag über „Prager Lebenswelten. H. G. Adler, Franz Baermann Steiner, Jiří Weil“ ein, der zu den besten des Bandes gehört. Zimmermann beschäftigt sich erneut mit dem bekannten Thema der ‚Prager deutschen Literatur’, über das Max Brod wohl die erste und noch heute bekannte Monographie geschrieben hat, die eben im Rahmen von Brods „Ausgewählten Werken“ eine Neuauflage erfahren hat.[2] Brod spricht noch vom „Prager Kreis“ und meint damit zunächst die Gruppe seiner Kollegen und Freunde Oskar Baum, Felix Weltsch und Franz Kafka sowie Ludwig Winder und nicht zuletzt sich selbst. Seither haben vor allem Jürgen Serke[3] und Hartmut Binder[4] viel zu unserer Kenntnis dieser einzigartigen Prager Konstellation zwischen den Sprachen und Kulturen beigetragen, und Zimmermann vermag an diesem Bild mit scharfem Blick eine Reihe wichtiger Korrekturen anzubringen. Hinzu kommt ein weiterer instruktiver „Versuch eines Überblicks“ über den Prager Kreis um Max Brod von Jörg Jungmayr (Berlin FU). Die ausführliche Beschäftigung gerade mit diesem Thema gehört so zu den informativsten Teilen des Bandes.

Ebenfalls zum literarischen Werk äußert sich der Beitrag von Peter Filkins (Bard College, Mass.). Er handelt von der Erfahrung Theresienstadt in Adlers großem Werk Theresienstadt 1941-1945. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft (fertiggestellt bereits 1948, zuerst gedruckt 1955, 2., erw. Ausgabe 1960) sowie in zweien seiner Romane: wiederum Eine Reise (zuerst Bonn 1962) sowie Die Ansiedlung (von 1949, noch ungedruckt). In Ergänzung zu den Umständen von H. G. Adlers eigener Befreiung und seinem danach entstandenen Werk berichtet Heidi Thomann-Tewarson (Oberlin College, Ohio) von der Lage in Theresienstadt / Terezín in der Zeit unmittelbar nach der Befreiung durch die sowjetische Armee Anfang Mai 1945 (das Lager wurde erst Ende August 1945 geschlossen) und der Repatriierung von Berliner Juden: „From Terezín to Berlin. The Survivors’ Return“. Dabei schöpft sie aus Dokumenten des Prager Jüdischen Museums (an dessen Wiederaufbau Adler unmittelbar nach 1945 mitgearbeitet hatte), des Landesarchivs Berlin sowie aus US-Archiven.

Den Biographien und Lebensumständen der drei Autoren am nächsten sind die vergleichenden Untersuchungen Ulrich van Loyens (Köln) über Elias Canettis Aufzeichnungen und Steiners nicht zuletzt von Canetti in London angeregte Notate, die unter dem Titel Feststellungen und Versuche gesammelt und inzwischen in einem ansehnlichen Band erschienen sind,[5] und Sven Kramers (Lüneburg) über die Briefe, die Adler unmittelbar nach seiner Befreiung aus Prag an Bettina Gross in Wales geschrieben hat. Wurde Baermann Steiner während seines Studienaufenthalts in Oxford die rettende Emigration im Jahre 1939 ungewollt zuteil, schaffte es Adler nach der deutschen Okkupation nicht mehr, aus Prag herauszukommen und der Deportation zu entgehen. Wie in dem Marbacher Band von Atze nachzulesen ist (Anm. 1), führten seine dringenden Briefe an das Ehepaar Canetti wie auch an seinen Jugendfreund Steiner in London zu keiner Lösung, und so gelangte Adler erst nach überstandener Katastrophe im Jahre 1947 auf die Insel – gewissermaßen als nachträglicher Emigrant, eigentlich aber als Flüchtling vor dem dann im Februar 1948 vollends etablierten sowjetkommunistischen System. Noch im gleichen Jahr 1947 heiratete er jene Bettina Gross, mit der er vor dem Krieg in Prag, wo sie als Bildhauerin arbeitete, befreundet gewesen war. Anders als er konnte sie sich retten und war nach Wales gekommen, wohin Adler dann seine Briefe schickte, die Sven Kramer untersucht. Was schließlich der Beitrag von Carol Tully (Bangor, Wales) in dem Band für dessen Thema besagen soll, ist offen gestanden nicht leicht erkennbar. Offenbar angeleitet von Fragestellungen eines Forschungsprojekts zu dem so aufregenden Thema „European Travellers to Wales 1750-2010“ soll anhand von Adlers Verbindung zu Bettina Gross und ihrem Umfeld in Wales das „spannungsvolle“ Verhältnis von Exil und Reise im 20. Jahrhundert exemplifiziert werden, im wesentlichen anhand von deren Briefwechsel und unter Einschluß auch fiktionaler Gestaltung am Beispiel von Adlers Roman Die unsichtbare Wand (Druck 1989).

Mit Blick auf den Titel des Bandes müssen die Beiträge über das sozialwissenschaftliche Werk der drei deutschen Exulanten aus Prag und Wien als dessen anderer Schwerpunkt gelten. Manfred Voigts (Potsdam) fragt nach deren „Gottesvorstellung“ und meint damit die Bedeutung, die der Kreis um Oskar Goldberg (Die Wirklichkeit der Hebräer. Einleitung in das System des Pentateuch, 1925) und seine Schüler für sie gehabt hat. Gershom Scholem nannte sie „die metaphysischen Magier“.[6] Voigts, heute einer der wenigen Kenner dieses Kreises und seiner geheimnisvollen Aktivitäten, hat die Hauptschriften Goldbergs und zumal Erich Ungers (1887-1952) neu herausgegeben und vermag viel Interessantes über diese „jüdischen Sekten“ (Scholem) und ihre Bedeutung vor allem für Adlers „Experimentaltheologie“[7] mitzuteilen, während er im Falle Canettis, der mit Metaphysik nun wirklich nichts im Sinne gehabt hat, die Verlegenheit einer Fehlanzeige eingestehen muss – ohne jedoch den Versuch zu machen, diese näher zu interpretieren. Der Verzicht auf jede kritische Distanz, der in den meisten der sehr verständnisinnigen Texte zu den Gedichten und Romanen noch hingehen mag, begrenzt die Ergiebigkeit des Beitrags von Voigts doch erheblich.

Während der knappe Text des Londoner Anthropologen Richard Fardon, mit Jeremy Adler der Herausgeber von Steiners Selected Writings in zwei Bänden[8], in etwas kryptischer Diktion Hinweise auf Steiners Forscherexistenz um 1950 zwischen London und Oxford vermitteln möchte, versuchen zumindest zwei Beiträge dem eigentlichen und gewiss anspruchsvollsten Problem gerecht zu werden: einer vergleichenden Abwägung der Intentionen und Leistungen der drei Autoren sowohl in ihren Differenzen als auch in ihrer jeweiligen Eigenart. Vor allem wer Elias Canetti kennt, wird bereits dem Gedanken der Vergleichbarkeit skeptisch gegenüberstehen. Erhard Schüttpelz (Siegen) und der Mitherausgeber Jeremy Adler[9], der am Londoner King’s College Germanistik lehrende Sohn von H. G. Adler und Bettina Gross, teilen diese Skepsis offenbar nicht und tragen zwei Untersuchungen bei, die gut orientieren und so eine Grundlage für die weitere Diskussion bereitstellen, weil sie die hier entscheidenden Aspekte in den Blick nehmen. Dabei scheint Schüttpelz einen Vergleich der Theorien eher nicht vornehmen zu wollen, wenn man seinen eingangs formulierten Aussagen folgt. Sein Untertitel lautet zwar: „Zum Vergleich der sozialtheoretischen Schriften …“, doch im ersten Satz seines Textes beteuert er sogleich, er wolle eigentlich gar keinen Vergleich anstellen. Sein Untertitel solle „vielmehr besagen, daß die Schriften der drei Genannten ‚im Vergleich’ miteinander entstanden sind“, und eben das möchte er zeigen. Nachdem so alle Klarheiten beseitigt sind – der Untertitel besagt das natürlich so nicht, warum hat man ihn nicht einfach geändert? – stellt Schüttpelz dennoch sehr kenntnisreich viel brauchbares Material für einen Vergleich zusammen. Dabei setzt er vor allem bei Steiners Untersuchungen der Sklaverei an, seiner aus den genannten Gründen reduzierten Oxforder Dissertation, die er einerseits auf Adlers Konzepte in Der verwaltete Mensch. Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland (erschienen 1974), andererseits auf zentrale Theoreme in Canettis Masse und Macht (deutsch zuerst 1960, englisch 1962) bezieht, und dies durchaus in der Absicht und der Annahme, die drei Werke würden sich in ihren theoretischen Konzepten gegenseitig erhellen. Nichts anderes versucht man, neben der Herausstellung von Differenzen, gewöhnlich mit Hilfe eines Vergleiches zu erreichen.

Einen ähnlichen Versuch führt Jeremy Adler in seinem viel konziseren Beitrag über das Verhältnis der Massen-Konzepte und ihres begrifflichen Umfeldes bei Elias Canetti und H. G. Adler vor. Er konfrontiert Masse und Macht vor allem mit Adlers Essay Mensch oder Masse, der 1964 in einem Band mit soziologischen Beiträgen erschienen ist und ganz auf der Linie der moralischen Abwertung des ‚Massenmenschen’ und der ‚Massenkultur’ in den Jahrzehnten der Nachkriegszeit liegt. Der Verfasser geht denn auch auf die tiefgreifenden Unterschiede zwischen den Konzepten und Bewertungen beider ein, ja er sieht darin zu Recht geradezu konfrontative Positionen, die er sehr deutlich herausstellt. Ohne das hier näher begründen zu können: Wie auch Schüttpelz scheint Adler die Fremdheit der Konzeption Canettis und daher die Differenzen zu seinen Londoner Gesprächspartnern eher noch zu unterschätzen, während er die Vergleichbarkeit überschätzen dürfte. Man bedenke: Canetti ist gegen jede Metaphysik, gegen die Identifizierung des Humanen mit dem Individuellen, gegen ‚Fortschritt’, Geschichte und Geschichtsphilosophie, ja (absurderweise) selbst gegen die Begriffe der Wissenschaft (die „Arroganz des Begriffs“) und gegen diese selbst. „Das Begriffliche interessiert mich so wenig, daß ich mit 54 Jahren ernsthaft weder Aristoteles noch Hegel gelesen habe“, schreibt er in den Aufzeichnungen. Die üblichen Bezeichnungen für Canettis Fremdheit wie ‚Archaismus’ oder ‚Phänomenologie’ (ohne Geschichte und Moral) helfen hier auch nicht viel weiter.[10] „Canettis Anthropologie ist ahistorisch, areligiös und nicht metaphysisch. Vielleicht kann man sie ‚dichterisch’ nennen; denn es ist die vornehmste Aufgabe der Dichtung und der Dichter, den Reichtum des mythischen Erbes der Menschheit zu ‚hüten’ – die Dichtung als eine andere ‚Arbeit am Mythos’ (Blumenberg).“[11]

Anmerkungen

[1] Zitiert nach: „Ortlose Botschaft“. Der Freundeskreis H. G. Adler, Elias Canetti und Franz Baermann Steiner im englischen Exil. Bearbeitet von Marcel Atze. In: Marbacher Magazin 84/ 1998, S. 105. Der an dokumentarischen Zeugnissen, Querverweisen und bibliographischen Nachweisen reichhaltige Band von Marcel Atze ist noch immer die beste Darstellung zum Thema, eine unverzichtbare Grundlage nicht nur unter biographischen Aspekten. Er enthält auch einen prägnanten kleinen Text von Jeremy Adler: H. G. A. und seine Freunde – Vermischte Erinnerungen (S. 189-195).

[2] Vgl. Max Brod: Der Prager Kreis. Mit einem Vorwort von Peter Demetz. Göttingen: Wallstein Verlag 2016 (im Rahmen der Ausgewählten Werke von Max Brod, herausgegeben von Hans-Gerd Koch, Hans-Dieter Zimmermann, Barbora Šrámková, Norbert Miller).

[3] Vgl. Jürgen Serke: Böhmische Dörfer – Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft. Wien, Hamburg: Zsolnay 1987.

[4] Vgl. Hartmut Binder: Prag. Literarische Spaziergänge durch die Goldene Stadt. 2., veränderte Auflage Stuttgart: Klett-Cotta 1997.

[5] Vgl. Franz Baermann Steiner: Feststellungen und Versuche. Aufzeichnungen 1943-1952. Aus dem Nachlass herausgegeben von Ulrich van Loyen und Eberhard Schüttpelz. Göttingen: Wallstein 2009.

[6] Gershom Scholem: Von Berlin nach Jerusalem. Jugenderinnerungen. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1977 (Bibliothek Suhrkamp 555), S. 167. Ausführlicher dazu ders. in: Walter Benjamin – die Geschichte einer Freundschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1975 (Bibliothek Suhrkamp 467), S. 122 ff. Zu alledem aus heutiger Sicht ergiebig Andreas B. Kilcher: Figuren des Endes. Historie und Aktualität der Kabbala bei Gershom Scholem. In: Gershom Scholem. Literatur und Rhetorik. Herausgegeben von Stéphane Mosès und Sigrid Weigel. Köln usw.: Böhlau 2000 (Literatur – Kultur – Geschichte, 15), S. 152-199. Dass Scholem im Beitrag von Voigts an keiner Stelle vorkommt, ist kein gutes Zeichen für dessen Urteilsfähigkeit.

[7] Ein weiteres Thema H. G. Adlers, das dieser nach frühen Anfängen 1941 in seinen letzten Jahren in ein Buch gefasst hat: Vorschule für eine Experimentaltheologie. Betrachtungen über Wirklichkeit und Sein. Stuttgart: Franz Steiner 1987.

[8] Vgl. Franz Baermann Steiner: Selected Writings. Vol. 1: Taboo, Truth, and Religion. Vol. 2: Orientpolitik, Value, and Civilisation. Eds. Jeremy Adler and Richard Fardon. New York, Oxford 1999. Die deutsche Übersetzung in einem Band unter dem Titel: Franz Baermann Steiner: Zivilisation und Gefahr. Wissenschaftliche Schriften. Herausgegeben von dens. Göttingen: Wallstein 2008.

[9] Vgl. aktuell Jeremy Adlers kritische Intervention gegen die kommentierte Neuauflage von Hitlers Mein Kampf, in der Süddeutschen Zeitung vom 6. Januar 2016: „Das absolut Böse: Mein Kampf: Gegenüber dieser Spottgeburt von Wahn und Mord hört jedes Kommentieren auf – das kann auch eine kritische Ausgabe nicht ändern“.

[10] Ergiebig sind hingegen einzelne Beiträge in dem wertvollen Band: Einladung zur Verwandlung. Essays zu Elias Canettis Masse und Macht. Herausgegeben von Michael Krüger. München: Hanser 1995, besonders Axel Honneth: Die unendliche Perpetuierung des Naturzustandes. Zum theoretischen Erkenntnisgehalt von Canettis Masse und Macht (S. 105-127), und, leider in schwer verständlichem Deutsch, Christoph Menke: Die Kunst des Fallens. Canettis Politik der Erkenntnis (S. 38-67). Zu den Differenzen mit Adler vgl. auch Helmut Göbel: Eine lange und schwierige Freundschaft. H. G. Adler und Elias Canetti. In: Text + Kritik, Heft 163/ Juli 2004: H. G. Adler, S. 71-85.

[11] Herbert Jaumann/ Johannes Sachslehner: Artikel Canetti, Elias. In: ²Killy Literaturlexikon, Band 2 (2008), S. 345-350, hier 349.

Titelbild

Jeremy Adler / Gesa Dane (Hg.): Literatur und Anthropologie. H.G. Adler, Elias Canetti und Franz Baermann Steiner in London.
Wallstein Verlag, Göttingen 2014.
324 Seiten, 34,00 EUR.
ISBN-13: 9783835315068

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch